Cannabis ist kein Vergleich zu harten Drogen

Cannabis ist kein Vergleich zu harten Drogen

Aug 30, 2025Roxana Maier

Die aktuelle Debatte um Cannabis und Suchtprävention wird in Politik und Medien zunehmend zugespitzt. Immer wieder fällt die Gleichsetzung von Cannabis mit harten Drogen oder sogar mit Verhaltenssüchten wie Spielsucht oder exzessiver Handynutzung. Für Patient:innenvertretungen ist diese Entwicklung alarmierend: Sie fürchten, dass Stigmatisierung und Repression die Versorgung von schwerkranken Menschen massiv gefährden.


Cannabis ist Arzneimittel – nicht Lifestyle

Für viele chronisch kranke Menschen ist Cannabis ein unverzichtbares Medikament. Ob bei chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose, Epilepsie oder Krebs: Cannabisblüten und Extrakte lindern Symptome, wenn herkömmliche Therapien nicht wirken.

  • Schnelle Wirkung: Inhalierte Blüten wirken innerhalb von Minuten – entscheidend bei Durchbruchschmerzen oder Spastiken.

  • Natürliches Wirkstoffprofil: Das Zusammenspiel von Cannabinoiden & Terpenen („Entourage-Effekt“) kann nicht durch isolierte Präparate ersetzt werden.

  • Patientenberichte: Viele berichten von besserer Verträglichkeit gegenüber rein standardisierten Produkten.

Ein pauschales Stigma degradiert Cannabis von einem medizinischen Werkzeug zu einer „Lifestyle-Droge“ – und missachtet die Realität der Betroffenen.


Die zentralen Forderungen der Patient:innenvertretungen

1. Differenzierung statt Stigmatisierung

Cannabis darf nicht mit harten Drogen wie Heroin oder Kokain verglichen werden.

  • Studienlage: Während harte Drogen ein extremes Abhängigkeitspotenzial haben, zeigt Cannabis ein deutlich geringeres Risiko.

  • WHO & EMCDDA betonen: Cannabis birgt Risiken, aber der Vergleich mit Opioiden ist wissenschaftlich nicht haltbar.

👉 Forderung: Eine sachliche Debatte ohne falsche Gleichsetzungen.


2. Versorgungssicherheit statt Repression

Beispiele wie Bayern zeigen, dass restriktive Behördenpraxis selbst legale Modelle wie Cannabis Social Clubs blockieren.

  • Repressive Maßnahmen nehmen Patient:innen den Zugang.

  • Stattdessen braucht es Fachstellen, geschulte Ärzt:innen und verlässliche Abgabestrukturen.


3. Telemedizin sichern

  • In ländlichen Regionen ist Telemedizin oft die einzige Option, um Cannabis verschrieben zu bekommen.

  • Aktuelle politische Vorstöße wollen Telemedizin bei Medizinalcannabis einschränken – mit fatalen Folgen für die Versorgung.

👉 Forderung: Telemedizin muss gesichert und nicht stigmatisiert werden.


4. Eigenanbau realistisch gestalten

  • Das Gesetz erlaubt maximal 3 Pflanzen pro Person.

  • Für medizinische Zubereitungen wie Öle, Salben oder hochdosierte Extrakte reicht das Material kaum aus.

  • Patient:innenvertretungen fordern daher angepasste Regelungen für medizinische Bedarfe.


5. Ärztliche Ausbildung ausbauen

  • Obwohl Cannabis seit 2017 verschreibungsfähig ist, gibt es weiterhin viel zu wenige Kassenärzt:innen, die Rezepte ausstellen.

  • Gründe: Unsicherheit, fehlende Ausbildung und Bürokratie.

  • Lösung: Verpflichtende Weiterbildungen, Integration von Cannabis in medizinische Curricula und neue Versorgungsmodelle.


Politische Verantwortung

Die Patient:innenvertretungen betonen:

  • Cannabis muss evidenzbasiert reguliert werden.

  • Gleichsetzungen mit harten Drogen oder Lifestyle-Klischees gefährden das Vertrauen.

  • Politik muss auf Versorgungssicherheit, Forschung und Aufklärung setzen – nicht auf Symbolpolitik.


Fazit

Die Stimme der Patient:innen ist eindeutig: Cannabis ist kein Vergleich zu harten Drogen. Wer das Gegenteil behauptet, betreibt Stigmatisierung und gefährdet die Versorgung.

Statt repressiver Maßnahmen braucht es:

  • Differenzierung & Aufklärung,

  • sicheren Zugang & Telemedizin,

  • bessere Ausbildung für Ärzt:innen,

  • realistische Eigenanbau-Regeln.

Nur eine faktenbasierte, verantwortungsvolle Drogen- und Gesundheitspolitik wird der Realität von Patient:innen gerecht. Alles andere ist verantwortungslos.

 



Mehr